Tag 12: Chateau Severac-Gruissan
Jetzt muss ich einen kleinen Zeitsprung einbauen. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich weder der Erfinder der Chronosphäre noch der Besitzer des Zeitglases von Professor Dumledore bin. Nein ich kann nicht Zeitreisen auch wenn das eine echt coole Eigenschaft wäre. Die Wahrheit ist, dass der Urlaub längst zu Ende ist, ich wieder in die Arbeit muss und der Van in seinem Stall steht und dem nächsten Abenteuer entgegenfiebert. Ich habe genau das im Urlaub entwickelt was man allgemein als Faulheit bezeichnet. Im Urlaub hätte ich mehr Zeit gehabt den Blog fortzuführen. Zu Hause im Alltagsstress ist das schon schwieriger. Auch fehlt hier die Urlaubsatmosphäre für den richtigen Flow zum Schreiben. Aber ich geb mein Bestes um in der Urlaubsabstinenz den Ernst des Lebens etwas zur Seite zu schieben und es blogtechnisch etwas krachen zu lassen. Oder wie Butler James immer zu sagen pflegt: I will do my very best.
Wir gehen also in der Zeit zurück, eine Umdrehung auf dem Chronometer dürfte genügen und wir befinden uns wieder unterhalb des Chateau Severac. Heute wird’s gruselig. Auf unserer letzten Fahrt haben wir das Gebiet sehr schnell auf der Autobahn durchquert. Nun es hat damals geschneit, war stockfinster und wir mussten durchkommen. Und obendrein hat uns die Bestie von Gevaudan auch noch aufgelauert. Jetzt ist helllichter Tag und Frühling. Genauer gesagt ist es noch früh am Morgen. Die Geschäfte haben alle noch zu. Wir entschließen uns zeitig weiterzufahren. Haben wir doch eine ganz schöne Tour vor uns. Clermont-Ferrand ist unser Etappenziel. Wir entschließen uns für das Frühstück den nächsten Supermarkt auf der Route anzufahren. Die Gegend ist echt gruslig. Der Supermarkt im nächsten Dorf macht gerade auf. Schaut irgendwie etwas abgefuckt aus. Ich hab so das Gefühl, die Bewohner dieser Gegend sind mit den einfachsten Dingen voll zufrieden.
Drinnen scheinen einige Artikel nicht verfügbar zu sein. Keine einzige Flasche Mineralwasser. Egal welche Marke. Taschentücher Fehlanzeige. Hat die Bestie dieser Gegend Hamsterkäufe unternommen. Komisch Klopapier ist noch genug vorhanden. Sie scheint wohl andere Bedürfnisse zu haben. Wir haben in den letzen Tagen immer Intermarches angefahren. Das Sortiment ist aber hier komplett anders.
Hab ich mich beim Chronometer so vertan? In welchem Jahrhundert bin ich hier gelandet? Die Rastplätze an der Autobahn teilen sich in 2 Klassen. Der gestern mit den Figuren und Steinhütten war echt traumhaft. Die weiter nördlich sind echt für die Rückseite des menschlichen Mitte. Da sind die in Deutschland direkt schön. Der Name von unsrem Frühstückplatz lautet eindrucksvoll „Bestie von Gevaudan“. Klingt toll. Aber das einzige was an diesem Platz beeindruckt, ist der Name. Keine Skulpturen, Schilder mit der Geschichte oder Souvenirs. Nix außer Dreck und gammeligen Gebäude. Unseren ersten Themenstopp machen wir bei den Wölfen. Es bleibt bei einer Münze. Der Einritt ist hoch und die Zeit zu knapp um hier länger Halt zu machen. Der Wildpark ist ein Freilaufgehege für Wölfe. Der Mensch kann diese von oben über eine Rundweg beobachten. Weiter gehts zu unserem eigentlichen Highlight des Tages. Auf dem Weg halten wir noch an einer Kapelle. Diese liegt auf dem Jakobsweg. Zumindest werben einige Schilder dafür. Wir scheinen jetzt erst richtig im Land der Bestie zu sein. Überall ist der Wolfskopf zu sehen. Bei der Kapelle ist ein kleiner Brunnen mit einem eisernen Wolfskopf als Auslass für das Wasser. Ein Pilger hat sich mit einer Gitarre in der Nähe niedergelassen und versucht sich damit ein wenig. Wenn er weiter übte und die Reise bis Santiago durchhält, kann aus dem schnöden Gezupfe ja noch was werden. Aber ein zweiter Jimmy Hedrix wird er wohl nicht. Wir haben bisher schon ein paar Dörfer durchfahren. Alle würden sich für einen Gruselfilm eignen. Düstere Steinbauten und überall der Wolfskopf. Dann kommen wir nach Sausac, dem Zentrum der Bestie. Genauer gesagt ist hier das Museum über die Bestie. Was für eine Enttäuschung. Kein düsteres Dorf im Stil von Pakt der Wölfe. Statt dessen entstehen hier Neubausiedlungen. Nur der Ortskern ist etwas anders.
Ein großer Jagdladen mit Wolfsmotiv. Gut das ist Stilvoll. Wurde doch zur großen Jagd nach der Bestie geblasen und so ziemlich jeder Wolf in der Gegend erlegt.
Aber da will ich kein Souvenir kaufen. Wäre für uns eh illegal. Ich hab keinen Jagdschein, höchstens einen Büchereiausweis. Und das ist etwas wenig. Auch könnte ich auf kein Tier schießen. Die Gefahr würde eher bestehen, dass ich es mit nach Hause nehmen will und als Haustier halten.
Also erkunden wir den Stadtkern zu Fuß. Und dann der Schock. Museum ist für unbestimmt Zeit geschlossen. Kein Souvenirshop nix. Merde. Selbst der nahegelegene Turm ist nur Teil eines Restaurants. Die Kirche im Kern ist nice aber nicht außergewöhnlich. Die Moral ist also schlecht aus wir weiterfahren. Wir halten bei einer kleinen Kirche auf einem Felsplateau und machen das was man in solchen Situationen am besten macht. Genau Essen. Essen und dabei neue Pläne schmieden.
Uns kommt die Eingebung in der Kirche von… nein nicht von einem Propheten. Das wäre zwar episch gewesen, aber das würde uns eh keiner mehr glauben. Wer meine Geschichten kenn weis, dass ich manchmal den Hang zum übertreiben habe.
Nein. Es war schlicht und ergreifend Wetter.com. Wer jetzt denk, dass wir dieses Video gesehen haben und danach das Telefon geklingelt hat und wir dann von einem aus dem Fernseher krabbelnden kleinen Mädchen verfolgt wurden, der täuscht sich.
Das war fear.com. Aber die Nachricht könnte nicht viel schlimmer sein. Das triefnasse Mädel kam in Form einer Schlechtwetterfront auf uns zu. Die ganze nächste Woche werden wir im Regen fahren, wenn wir unsre Reiseroute wie geplant vorsetzen.
Jetzt kommt das, was in Horrorfilmen den Schicksalsbann aufhebt. Kommen wir noch einmal auf den Film Fear.com zurück. Das Telefon klingelt und die Stimme wird einem sagen, dass man von x Tag Zeit hat und dann stirbt. Wir machen das Unfassbare, wir brechen den Flucht mit nur einer einzigen Aktion. Genauer gesagt einer Anti-Aktion.
Wir heben einfach nicht das Telefon ab. Das dürfte den bösen kleinen Gnom, der einem die Todesnachricht übermitteln will in den Wahnsinn treiben. Er wird seine Info nicht los. Und das ist die goldene Regel in den Horrorfilmen ohne Todesinfo kein Tod.
Also hat der Todesfluch verkackt. Wie wenn mich Shamane verfluchen will und ich hab Oropax drin. Keine Info, keine Wirkung. Aber zurück zu Wetter.com. Wir ergeben uns nicht unserem Schicksal, nein wir machen das Unfassbare. Wir drehen um und reiten zurück zu Sonne, Strand und Meer. Bevor uns jetzt alle fassungslos anstarren, sofern anstarren bei einem Blog überhaupt möglich ist, möchte ich es kurz mit den Worten von Charles Darwin erklären. Survival of th e fittest. Wobei fit mit passend übersetzt wird. Also anpassen. Wer sich anpassen kann überlebt. So drastisch ist es jetzt nicht in unserer Situation, aber wir haben keine Bock auf eine Woche Regen.
Kurz vor dem Meer nehmen wir noch eine rote Steinwüste mit. Wir wollten in Spanien in die größte Wüste Europas. Somit ist das ein kleiner Ersatz. Es ist wie in einem Western hier. Nur die Indianer fehlen. Zu Glück. Auf Marterpfahl hab ich noch weniger Bock. Auf dem Weg zum Strand von Grussian kommen wir wie gewohnt an Jo ´s Laden vorbei. Und dann das Unfassbare Teil 2 für uns. Da ist er. Die Lichtgestalt der letzten Reisen. Der Gott der Pizzabackkunst. Es gab also einen Grund warum wir umgedreht sind, warum die Schlechtwetterfront uns hier her geführt hat. Es war die ganze Zeit klar. Und hier stand er vor uns ….. Jo, he ist back……und er ist wie immer …..cool.
Fazit des Tages
Andi
„Für alle interessierten über die Story der Bestie von Gevaudan. Schaut euch den Film Pakt der Wölfe an. Der ist echt gut. Aber spart euch die Reise an die Wirkungsstätte. Das ist so eine Weltkulturerbe-Enttäuschung. Geht nicht ans Telefon, das unterbricht den Todesfluch. Nur blöd wenn der Fluchende euch eine SMS schickt. Die sind auch nicht blöd und entwickeln sich weiter. Manchmal muss man einfach den Zeichen folgen, denn die führen uns zu etwas. In unserem Fall zu Jo. Und Jo ist cool.“
weitere Tage
Tag 15: Chicago – the last time
Der Tag ist wieder in Erinnerung, vor allem von Tina. Denn an diesem Tag hat sie noch einige Orte besucht, die noch auf der Liste standen und die wir eigentlich mangels Parkplatz schon gestrichen hatten. Und ich habe es gemacht,
Tag 16: Goodbye Chicago
Heute heißt es Abschied nehmen. Vom Set, der Crew und der Windy City. Aber zunächst geht es zum Drehort im Süden vom Stadtzentrum. Wieder mal muss unser Schutzengel seinen Schirm über uns halten. Die Gegend schaut schon sehr dahaut aus.
Tag 17: Niagarafälle – Albany
Es sind schon mal wieder ein paar Wochen seit dem letzten Eintrag vergangen. Es wird langsam immer schwieriger sich noch genau an die Situationen zu erinnern. Ich weis, ich weis. Eigentlich wollte ich immer gleich am selben Tag meinen Blog