Tag 11: Hotel mit Blick auf den Golfplatz – Frejus Strand II
Mit Moral 200 % geht es heute zur 3. Challenge. Heut wird’s hart, so viel schon mal vorweg. Aber bis dahin sind wir wieder mit Rosi, so heiß der Van von uns, on the Road.
Es geht in Richtung Arles. In Aigues-Mortes. Ist gerade ein Mittelalterfest. Somit weniger Parkplätze, da einige Buden dort aufgebaut wurden. Zum andere lockt halt sowas auch viele Leute auf noch weniger Parkplätze an. Wo wir gerade beim Thema Menschenmassen sind. Uns ist aufgefallen sowohl bei der Herfahrt in Italien als auch in Frankreich. Wenn in einem Dorf ein Markt ist dann steppt dort immer der Bär. Das heißt, Ströme von Menschen bewegen sich durch Verkaufsstände mit Handtüchern, Lederwaren, Obst, Souvenirs und Matratzen herum. Ja Matratzen. So wie bei dem Möbelhaus mit den 4 gelben Buchstaben. Wenn wir eine Kooperation bekommen, nennen wir beim nächsten mal den Namen. Also für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Marketing-Chef diesen Blog hier liest, wir hätten noch ein paar Werbezeilen frei. Wir waren sogar bei einer andren Gelegenheit in der Stadt des Möbelfabrikaten in Schweden. Wir wissen also wo die Auto, Haus, Fabrik, Verladebahnhof, Hotel, Speditionsfirma usw. steht….. Ne kleiner Scherz, wir betteln nicht aggressiv nach Werbeeinnahmen wie unser Freund der Schamane, noch nicht….
Die Reise dauert ja noch an und wir sind noch nicht mal bei der Hälfte. Aber ich verliere mich schon wieder im Detail. Wir fahren zu einem Kloster nahe Tarascon. Parkplatz gebührenfrei. Eintritt in die Kirche gebührenfrei. Eintritt in den Klostershop, obwohl normal gebührenfrei, nicht möglich. Siesta. Hat sich das Kloster mit dem Knecht von der Festung in Villafrance abgesprochen? Aber ich muss jetzt Ruhe bewahren, denn es geht zur 3.Challenge.. Und die heißt nicht, shoppen bis der Pfarrer kommt.
Alles begann vor langer Zeit. Wir sind im Juni 2021 auf den Mont Ventoux gefahren. Dies ist das Mekka der Radsportler. Die Tour de France war schon oft hier und jeder Biker, der was von sich hält ist den schon hochgeradelt. Nur E-Biker sind dort verpöhnt und können diesen Ruhm niemals einstreichen, schon gar nicht der Autofahrer. Ich will dem noch eins drauf setzten und mich zum most hated ever unter den Radsportlern machen. Dazu muss ich sagen, ich habe die Möglichkeit, meinen Arbeitsplatz mit dem Fahrrad zu erreichen. Also Radfahren ist mir durchaus vertraut. Aber mit bin nicht wirklich schnell und für mich bleibt das Fahrrad in dem Fall nur das Transportmittel meiner Wahl. Was die Challenge betrifft wähle ich eine Waffe die, mir persönlich besser liegt. Es sind meine „Zensiert“-Laufschuhe. Das Angebot mit dem Werbeblock gilt natürlich auf für den Marketingchef meiner Siebenmeilentreter.
ch laufe also die Strecke hoch. Für den Start habe ich mir ein Gasthaus ausgesucht. Nicht, dass ich mir vorher noch Mut anfressen wollte. Nein, sondern beim letzten Besuch habe ich mir die Position für den Start gemerkt. Danach geht es ca. 16 km Berg auf, bei einer durchschnittlichen Steigung von ca. 8,5 % über insgesamt 1400 Höhenmeter. Gleich zu Anfang dachte ich so bei mir, was für einen Scheiß ich damals gesoffen haben muß, um mir sowas auszudenken. Entweder der Alkoholdunst von dem Weinhändler oder aber viel zu viele Filme. Der anfängliche Waldsaum weicht bald einem dünnen Nadelwald. Der weicht dann einem Buschbewachsenen Hang und zuletzt säumen nur noch Schottersteine die Straße. Tina ist die ganze Zeit mit dem Auto vor oder hinter mir. Wie bei der Tour de Schuh äähhh France. Den beiden Radfahrern, die mit mir gestartet sind, erging es ähnlich wie dem Bewuchs. Erst brach einer weg, dann auf Höhe der Schotterfelder, der Andere. Hätte niemals gedacht, dass ich den Kampf Man vs Bike für mich entscheiden könnte. Dann trifft das erstaunlicherer ein, mit dem ich wirklich nicht gerechnet habe. Nach nicht ganz 2 Stunden überquere ich die Ziellinie. Mit dem ganzen Team geht es jetzt zum heiligen Ort der Biker. Ich spüre schon den Hauch der Blasphemie in der Luft. Vor mir nun das Tor mit dem Namen des Passes. Jeder erfolgreiche Biker lässt sich dort ablichten und mache halten sogar ihr Bike in die Luft. Ich wage die größte Lästerung von allen. Ich ziehe meine Laufschuhe aus und halte sie beim Siegerforo nach oben. Das sorgt für Verwirrung am Schrein. Auch der abgeschlagene Radfahrer vom Schotterfeld ist in zwischen eingetroffen. Nur Kopfschütteln und Ablehung. Nachdem wir den Ort lauftechnisch entweiht haben verdrücken wir uns besser. Jetzt könnte ich vom Schamanen doch einen megastarken Biker-Gegen-Fluch brauchen. Denn die ganze Fahrradwelt ist gegen mich. Mich würde es nicht wundern, wenn ich Daheim an meinem ersten Arbeitstag mich auf mein Rad schwinge und es in den Dauerstreik geht. Blick auf mich und dann auf meine Asi…zensiert… Laufschuhe wirft und dann nur betrübt den Lenker schüttelt. Aber egal. Wir waren nicht hier um uns beliebt zu machen, wir waren hier um die Challenge zu meistern.
Die Entscheidung unseres Nachtlagers ist zweigeteilt. Erstens die Moral und das Meer mit dem Aspekt die Reise mal mehr als 100m vorzusetzen. Zum Anderen, wer weis ob nicht ein paar militante Radfahrfanatiker uns mit Fackeln und Mist(rad)gabeln auflauern. Mit Blasphemie ist nicht zu Spaßen. Wir legen einen langen Stind ein und kommen Nachts wieder am Strand von Frejus an. Pizza gabs bei einem Straßenhändler um 21:30 irgendwo im Nirgendwo.
Fazit des Tages
Andi
„Sich an 2 Tagen von 2 Fraktionen unbeliebt zu machen ist auch eine Leistung. Aber ob mit Schuh oder Bike, ich habs geschafft. Fuck jeaaahhh!
Wir haben noch einen freien Werbeblock der zum Thema passt M…zensiert und es geht weiter! Angebot, soll nicht verzweifelt klingen, gilt auch für den Schokoriegelhersteller!
Leider ist der Werbedeal mit dem Küchenabzugshaubentechnikhersteller geplatzt.
Den hatten sich die beiden Radler schon gekrallt und auf ihre Hosen drucken lassen.
Also noch ein letzter Aufruf an den Marketingleiter dieser Firma. Wenn sie mal die Nr. 1 sein wollen…… Jetzt muss ich aufhören sonst erstick ich noch an meinem Eigenlob.“
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